Investitionsrisiko „Wohngebiet Oberer Rotenberg mit Supermarkt“

Investitionsrisiko „Wohngebiet Oberer Rotenberg mit Supermarkt“

von Dr. Andreas Matusch

Wer nicht sein Maul aufmacht, macht den Geldbeutel auf.

Die Stadt Marburg möchte bekanntlich das ehemalige Gärtnerei-Philipps-Gelände verwerten. Die Stadt Marburg will einem Zwischenerwerber Planungsgewinne an sozialen Wohnbauflächen zuschustern, die sie auch von Anfang an hätte selbst kaufen können. Die Stadt Marburg will einen riesenhaften Tegut-Markt mit 1.500 m² Verkaufsfläche ermöglichen, zuzüglich 944 m² Verkaufsfläche im angeschlossenen Mischgebiet. Zum Vergleich: Tegut im Kaufpark Wehrda hat 2.800 m² Verkaufsfläche, in Cappel 2.000 m², der in der Unistraße (Allianzhaus) 1.500 m², der in Michelbach 315 m². Indes ist Tegut möglicherweise abgesprungen. Migros-Zürich bläst den Marsch.

Üblicherweise ergeht erst eine Entscheidung der Verwaltung, dann wird mit einem Einzeiler Klage erhoben. Die Begründung folgt dann Monate später. Beim Widerstand der Vorhabensnachbarschaft in Marbach ist es umgekehrt. Ein klagender befugter Naturschutzverband ist gefunden, ein die Klage vertretender Fachanwalt ist gefunden, eine Vorfinanzierung gesichert und die Klage schon (ins Unreine) geschrieben, bevor die Stadtverordnetenversammlung den Bebauungsplan beschließt.

Im Bebauungsplan waren viele Ostereier versteckt.

Bei einem Bodenrichtwert von 380 €/m² möchte die Stadt Marburg Wohnungskäufer in eine auf dem Reißbrett detailliert vorgefertigte städtebauliche und soziale Utopie hereinpressen, die Burrhus Frederic Skinners „Walden 2“ alle Ehre macht. Ein Entwurf gemeinschaftlichen Lebens aus der Gedankenwelt einer vollverstrahlten Psychosekte. Spies und Kopatz im Verein mit Absolventen der (Fach)hochschulstudiengänge Stadtplanung und Landschaftsplanung möchten in diesem stadtsoziologischen Dauerexperiment offenbar den neuen Menschen schaffen. Das Werk der Autoren M. Linker und S. Stürzel des Büros „Ebene 4“ – mit entsprechendem Input der Stadt Marburg – liest sich dann abschnittsweise so [kontrastierend eigene Anmerkungen zum Kleingedruckten und Subtext in []]:

[neben der Buswendeschleife in der Häuserschlucht sämtliche Lärmschutzwerte überschritten]

Zunächst fördert ein Wohnhof die Gemeinschaft, da der zentrale Innenhof als natürlicher Treffpunkt soziale Interaktionen erleichtert und die Nachbarschaftsbindung stärkt. Gemeinsame Aktivitäten tragen zusätzlich zum Gemeinschaftsgefühl bei und fördern ein solidarisches Miteinander. Die Bewohner*innen können sich gegenseitig unterstützen, sei es bei alltäglichen Aufgaben, Kinderbetreuung oder in Notsituationen.“

[Du wirst nichts besitzen]

„Ein weiterer großer Vorteil ist die Ressourcenteilung und Nachhaltigkeit. Werkzeuge, Fahrzeuge und Haushaltsgeräte können gemeinschaftlich genutzt werden, was Kosten spart und Ressourcen schont. Gemeinschaftliche Gärten,“

[…87% der Fläche werden versiegelt, die Bebauung 5-stöckig…],

„Kompostierung und der Einsatz erneuerbarer Energien fördern eine nachhaltige Lebensweise. Zudem können gemeinschaftliche Gebäude über den zentralen Innenhof als Knotenpunkt energieeffizienter gestaltet werden, beispielsweise durch gemeinschaftliche Heizsysteme oder Solaranlagen.“

[Künstliche Intelligenz?]

„Darüber hinaus sind die Flächen multicodiert nutzbar und erfüllen auch die zwingend notwendigen Flächen für Not- und Rettungsverkehr was wiederum Auswirkungen auf die Kosteneffizienz hat.

Durch die gemeinsame Nutzung von Flächen, Räumen und Ressourcen können die Wohnkosten reduziert werden. Dies führt zu einer insgesamt höheren Kosteneffizienz und finanziellen Entlastung der einzelnen Bewohner*innen. Durch die gemeinschaftliche Wohnform wird die Lebensqualität ebenfalls erhöht. Gemeinschaftsräume wie Küchen, Speiseräume, Waschräume und Mehrzweckräume bieten zusätzlichen Komfort und fördern die sozialen Bindungen.“

[…der Weg zum 250 m entfernten Anwohnerparkplatz – eine Spies-route mit 100 Augen…]

„Eine engere Gemeinschaft kann zudem ein höheres Sicherheitsgefühl bieten, da die Bewohner*innen aufeinander achten. Besonders für Kinder bietet ein Wohnhof sichere Spielbereiche und die Möglichkeit, in Kontakt miteinander zu kommen. Städtebaulich bietet ein Wohnhof ebenfalls Vorteile. Er ermöglicht eine effiziente Nutzung des vorhandenen Raums.

Ein gut gestalteter Wohnhof kann das Erscheinungsbild und die Attraktivität eines Stadtteils erhöhen und die Verbindung zur umliegenden Nachbarschaft stärken, wodurch eine integrative Rolle im städtischen Kontext eingenommen wird. Die soziale Unterstützung innerhalb einer solchen Wohnform ist ebenfalls bemerkenswert. Die Bewohner*innen teilen die Verantwortung für die Instandhaltung und Verwaltung der gemeinsamen Bereiche, was den Gemeinschaftssinn stärkt.“

[Architektur der Psycho-Gremien]

„Durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Entscheidungsprozesse können Konflikte schneller und konstruktiver gelöst werden. Auch die Gesundheit und das Wohlbefinden profitieren von einem zentralen gemeinsamen Wohnhof. Gemeinschaftsgärten und begrünte Innenhöfe bieten Zugang zur Natur und fördern das Wohlbefinden. Gemeinschaftliche Aktivitäten und Sportmöglichkeiten tragen zu einer aktiveren und gesünderen Lebensweise bei. Zudem bietet die flexible Raumgestaltung die Möglichkeit, die Wohnräume und Gemeinschaftsflächen an wechselnde Bedürfnisse der Bewohner*innen anzupassen, beispielsweise durch multifunktionale Räume oder variable Grundrisse. Dies führt zu einer hohen Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. ….

[Wohnidylle am Wertstoffbehälter]

„Als räumliche Gliederung des Innenhofs können hier auch wohnungsnah notwendige Nebenanlagen untergebracht werden (z. B. Fahrradabstellflächen, Wertstoffbehälter u. ä.).“

Die 79 Seiten Begründung und 47 Seiten Umweltbericht sind durchsetzt mit Denkfiguren des Marburg-typischen Projektierer Bullshit-Bingos:

Das Marburg – Projektierer- Bullshit Bingo

Die einzige Unterversorgung, die sich hier diagnostizieren lässt, ist zerebrale.

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