Leserbrief zum Artikel „Windräder am Bergkamm in Planung“ vom 18.02.2017 in der Oberhessischen Presse
Es ist sehr begrüßenswert, dass die konkreten Planungen für Windkraftanlagen (WKA) in Marbach und Michelbach 4 Jahre nach Beginn nun auch der Zeitungsöffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Es mag der Eindruck entstanden sein, das Thema sei auf Seiten der Stadtpolitik und -verwaltung bereits durch. Dem ist nicht so. Am 18.11.2016 leitete das Stadtparlament mit dem Aufstellungsbeschluss lediglich das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) ein. Nun ist es am Fachdienst Stadtplanung, hier ggf. genauere Inhalte auszuarbeiten. Ein solcher Inhalt kann z. B. eine Höhenbeschränkung für bauliche Anlagen – so auch für WKA – sein. Danach wird das Stadtparlament die Offenlegung der FNP-Änderung beschließen und nach Stellungnahmen von Öffentlichkeit, Behörden u.a. erst als dritten Schritt die FNP-Änderung beschließen.
Bereits vor Inkrafttreten der FNP-Änderung kann die Stadt in einem entsprechend vorzeitigen immissionsschutzrechlichen Genehmigungsverfahren des RP einem Einzelvorhaben ihr Einver-nehmen zu erteilen, es versagen oder ihre Entscheidung zurückstellen. Leiterin des zuständigen Dezernates 43.1, Immissionsschutz I, beim RP ist die Juristin Frau Dr. Petra Baumann, bis 2016 auch Stadtverordnete für die Grünen in Marburg.
Ein wesentlicher Standortnachteil von Görzhausen mit WKA wird – ausweislich schalltechnischer Untersuchung des Projektierers -in der Beschallung vieler solcher Büroarbeitsplätze mit über 45 dB(A) liegen, welche ohne bedarfsweises Öffnen der Fenster nicht hinreichend klimatisiert sind. 45 dB(A) entsprechen der Lärmkulisse einer Bahnhofshalle. Wissenschaftlich intellektuelle Höchstleistungen, welche seit 1904 das Erfolgsgeheimnis der Behringwerke bei Entwicklung und Optimierung von Impfstoffen und Blutplasmaprodukten waren, haben aber Ruhe – drinnen und draußen – als Grundvoraussetzung. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der DIN EN ISO 11690-1 wider, welche 35 -45 DB(A) als Grenzbereich für konzentrationsfordernde Büroarbeit vorsieht. Auch für erschütterungs-empfindliche Messgeräte wird der Standort mit WKA in 350 – 450 m Abstand ungeeignet. Das Trinkwasser vor Ort bildet sich genau aus dem Gelände, in welches Altöl aus den WKA gelangen kann. Schließlich könnten Abwehrmöglichkeiten von Industriespionage und –sabotage durch die WKA berührt sein. Eine über Wikileaks publik gewordene Liste des US-Heimatschutzministeriums („critical foreign dependencies initiative“) identifizierte 20 Einrichtungen in Deutschland als kritische ausländische Infrastruktur und Schlüsselressourcen in für die US-Bevölkerung überlebenswichtigen Versorgungsketten. Darunter firmierten gleich drei Einrichtungen der Behringwerke. Warum wohl war ausgerechnet Michelbach als Operationsbasis des russischen Agentenpaares „Anschlag“ ausgesucht worden? Mit Behringwerken und BSL4-Labor auf den Lahnbergen ist Marburg ein Weltzentrum der biologischen Gefahrenabwehr. Impfstoffe, wie jüngst der gegen Ebola, sind der Beitrag Marburgs zum Wohle der Menschheit. Dieser sollte auch nicht ansatzweise durch kurzsichtig profitgierige, vorgeblich einer vielbeschworenen, der Weltklimarettung dienenden Maßnahme aufs Spiel gesetzt werden.
Dr. med. Andreas Matusch, Am Hasenküppel 18a, 35041 Marburg
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